Die Aktien von Alphabet Inc. GOOGL GOOG fielen während des Vormittagshandels in New York um mehr als 6 % und markierten ihren steilsten Rückgang seit Januar 2024.
Der Kursverlust kostete Alphabet mehr als 120 Milliarden US-Dollar an Marktkapitalisierung und drückte die Marktbewertung des Unternehmens unter die kritische 2-Billionen-Dollar-Schwelle.
Diagramm: Alphabet erleidet schlimmsten Tag seit Ende Januar 2023
Warum dieser Kursrückgang?
Der deutliche Absturz folgt auf die Ankündigung des US-Justizministeriums (DOJ) umfassender Maßnahmen in seinem aufsehenerregenden Kartellrechtsprozess gegen Google.
Am Mittwoch schlug das DOJ Maßnahmen vor, die darauf abzielen, die Dominanz von Google bei der Internetsuche und im digitalen Werbegeschäft zu beschränken und möglicherweise die wichtigsten Geschäftsbereiche von Alphabet neu formen.
Der aggressivste Vorschlag ist die Verpflichtung von Alphabet, Google Chrome, dem weltweit führenden Browser mit einem weltweiten Marktanteil von über 60 %, zu verkaufen.
Die Regulierungsbehörden betrachten Chrome als Grundpfeiler für die Fähigkeit von Alphabet, seine Dominanz sowohl auf dem Suchmaschinen- als auch auf dem Werbemarkt zu festigen. Ein solcher Verkauf gab es noch nie, es wäre ein beispielloser staatlicher Eingriff in eines der integriertesten und profitabelsten Ökosysteme des Tech-Riesen.
Zu den weiteren Vorschlägen gehören die Zwingung, Google zur Freigabe von Suchdaten gegenüber Wettbewerbern zu verpflichten, um das Spielfeld für konkurrierende Suchmaschinen zu ebnen, und das Ende der Standard-Suchvereinbarungen, durch die Google zur automatischen Suchmaschine auf Geräten und Webbrowsern wie Apples Safari wird.
„Das rechtswidrige Verhalten von Google hat den Wettbewerbern nicht nur wichtige Vertriebskanäle, sondern auch Vertriebspartner, die auf andere Weise den Eintritt in diese Märkte durch Konkurrenten ermöglichen könnten, entzogen", erklärte das DOJ in einer Stellungnahme.
Was steht auf dem Spiel?
Das Geschäftsmodell von Alphabet stützt sich stark auf die Synergien zwischen seinen Diensten. Im dritten Quartal 2024 erwirtschaftete das Segment „Suche & Sonstiges" von Alphabet 49,4 Milliarden US-Dollar und machte damit 56 % des Gesamtumsatzes des Unternehmens für das Quartal aus.
Im gesamten Geschäftsjahr 2023 meldete Alphabet einen Gesamtumsatz von 307,4 Milliarden US-Dollar. Die Umsatzaufschlüsselung verdeutlicht das Ausmaß der Abhängigkeit von Alphabet von Such- und werbelastigen Einkünften:
- Google Suche & Sonstiges: 175,0 Milliarden US-Dollar
- YouTube-Anzeigen: 31,5 Milliarden US-Dollar
- Google-Netzwerk: 31,3 Milliarden US-Dollar
- Google Cloud: 33,1 Milliarden US-Dollar
- Andere Einnahmen: 34,7 Milliarden US-Dollar
- Andere Wetten: 1,5 Milliarden US-Dollar
Diese Zahlen unterstreichen das Hauptaugenmerk des DOJ auf die profitabelsten Geschäftsbereiche von Alphabet. Ein erzwungenes Zerbrechen von Google Chrome in Kombination mit der Vorschrift zum Datenaustausch und den Beschränkungen von Standardvereinbarungen könnte Alphabet Wettbewerbsvorteile und Gewinne kosten.
Expertenmeinung: Googles Strategische Herausforderungen
Vor der Ankündigung des DOJ teilte RBC Capital Markets die Erkenntnisse aus einem Gespräch mit Brian O'Kelley, CEO und Mitbegründer von Scope3 und ein erfahrener Experte im Bereich AdTech. O'Kelley brachte kritische Punkte über die Zukunft von Alphabet angesichts des Kartellfalls vor:
- Offenes Internet gegenüber künstlicher Intelligenz (KI): O'Kelley sieht den Wert des offenen Internets als rückläufig an, da Verbraucher sich auf KI-gesteuerte Erfahrungen verlagern. Laut ihm „beklagt sich das DOJ über das letzte Jahrzehnt, anstatt sich auf den heutigen Tag und die Zukunft zu konzentrieren".
- Rolle von Chrome: Er deutet darauf hin, dass das Geschäft von Googles Netzwerk „nicht von der Übernahme der alten AdTech-Vermögenswerte abhängt". Selbst ohne Chrome werden Benutzer weiterhin auf Google.com suchen, was darauf hindeutet, dass der Wert von Chrome möglicherweise weniger kritisch ist, als es scheint.
- Regulierungsdifferenzen: O'Kelley hebt die starken Unterschiede in den Regulierungsansätzen zwischen Europa und den USA hervor. Während Europa schnell vorangeht, um Cookies zu verbieten und strengere Datenschutzregeln durchzusetzen, könnte die Regulierung in den USA länger dauern, was Alphabet mehr Zeit zur Anpassung geben würde.
Nächster Schritt:
Bild: Shutterstock
© 2024 Benzinga.com. Benzinga does not provide investment advice. All rights reserved.
Comments
Trade confidently with insights and alerts from analyst ratings, free reports and breaking news that affects the stocks you care about.